Real Talk #1

Gestern als ich im Bett gelegen bin und einfach noch nicht müde genug war um zu schlafen bin ich meinen Instagram-Feed durchgegangen, schliesslich habe ich vor kurzem die 1000 Foto Marke geknackt. Ich bin niemand der ständig Fotos postet, vor allem in den letzten beiden Jahren wurden es weniger aber trotzdem ist es doch eine recht beachtliche Anzahl von Bildern und vor allem Erinnerungen die ich nicht missen möchte.

Und während ich so durch meine Vergangenheit scrolle fällt mir ein Satz ein den ich in den letzten Monaten immer wieder mal gehört habe „du hast dich echt verändert“. Bei manchen habe ich nachgefragt, bei anderen konnte ich mir denken wie das gemeint war und das meine ich bei weitem nicht so negativ wie es im ersten Moment zu erscheinen vermag. Ich empfinde Veränderung grundsätzlich als etwas sehr Positives – es bedeutet sich weiterzuentwickeln, nicht still zu stehen und vielleicht auch mal ein Risiko einzugehen, Fehler zu machen und im Idealfall daraus zu lernen, neues auszuprobieren, seinen Horizont zu erweitern, Meinungen und Ansichten von früher zu überdenken….

Ja ich habe mich verändert und damit meine ich nicht nur meine Ernährungsweise. Vieles das mir früher wichtig war ist heute stark in den Hintergrund gerückt. Das – und jetzt kommen wir zurück zu Instagram – wurde mir vor allem sehr klar als ich mir jene Fotos hier angesehen habe:

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Gefallen mir diese Fotos heute noch? Ja tun sie aber irgendwie haben sie nicht mehr so viel mit der Person gemeinsam die ich heute bin. Natürlich verwende ich auch noch manchmal Make-Up wenn ich ausgehe, aber nicht mehr täglich so wie damals. Auch würde ich mich nicht mehr nur schminken um ein tolles Selfie für Instagram zu machen und um z.B. meinen neuesten Lippenstift zu präsentieren. Versteht mich nicht falsch, ich verurteile niemanden der dies macht und Freude daran hat, es passt nur einfach nicht mehr zu mir.

Als ich diese Fotos gemacht habe hatte ich auch ganz andere Interessen, unter anderem habe ich mich viel damit beschäftigt wie ich je zu perfekten Augenbrauen komme, mit welchem Lippenstift meine Zähne weisser aussehen und wie ich mehr Volumen in meine Haare bekomme. Mit welcher Pose sieht man schlanker aus auf den Fotos und welches Bearbeitungsprogramm ist das Beste um das meiste aus einem Foto herauszuholen. Und vergesst ja nicht die Hashtags damit andere User auf euch aufmerksam werden 😉

Mir war es wichtig im Monat eine gewisse Summe nur für Kleidung und Kosmetik auszugeben. Ich kann mich noch gut an eine Diskussion erinnern mit meinem Freund in dem ich es normal empfand mind. 300 Euro im Monat in Kleidung zu investieren. Er konnte nicht nachvollziehen warum ich so auf materielle Dinge fixiert war. Wenn ich heute daran zurückdenke muss ich echt schmunzeln denn ich kann es auch nicht mehr. Klar kaufe ich mir heutzutage auch noch gern ab und zu neue Schuhe oder Kleidung, aber ich kaufe etwas nur noch wenn ich etwas wirklich haben möchte und auch brauche, nicht nur um den Gegenstand zu besitzen. Ungetragene Kleidungsstücke mit Preisschild waren keine Seltenheit in meinem Kleiderschrank und nur allzu oft habe ich etwas gefunden von dem ich längst vergessen habe dass ich es überhaupt besitze bzw. gekauft habe.

Und ja ich bearbeite meine Fotos auch heute noch, das gebe ich offen zu. Ich liebe es mit der Belichtung zu spielen und es gibt auch echt tolle Filter, aber ich kann mich heute mehr mit der Person – wenn ich mal ein Selfie poste – auf dem Foto identifizieren. Ich bearbeite die Fotos zum Beispiel nicht mehr so dass ich darauf makellose Haut habe, weil das nun einfach mal nicht so ist.

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Früher war mir das Aussehen sehr wichtig, zu wichtig. Wenn wir ehrlich zu uns sind freut sich doch jeder darüber ein nettes Kompliment zu bekommen, aber heute bedeuten mir Botschaften wie diese weitaus mehr:

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Was hat sich also verändert bei mir? Zum einem habe ich gelernt das es immer Tage geben wird an denen man sich gut fühlt und mit einem Lächeln in den Spiegel blickt. Und dann gibt es die Tage an denen selbst wenn ich mein Gesicht mit Make-Up zuspachteln würde dies nicht ausreichen würde. Ich habe gelernt dass Schönheit von Innen kommt und immer im Auge des Betrachters liegt. Wäre ich wirklich glücklicher mit perfekten Augenbrauen? Früher hätte ich diese Frage mit ja beantwortet, heute weiss ich das dies kompletter Blödsinn ist. Dann hätte es an der Stelle von den Augenbrauen eben ein anderes „Problem“ gegeben.

Ich bin auf Instagram um Augenblicke und Momentaufnahmen aus meinem Leben festzuhalten und zu teilen. Es macht mir einfach Spass. Aber ich möchte dabei nicht mehr mich selbst verlieren sondern einfach ich selbst sein. Bekomme ich wenig likes bei einem Selfie ist mir das echt egal, denn diese Like-Anzahl definiert mich nicht und macht nicht aus wer ich bin. Schliesslich ist Instagram banal gesagt einfach eine Plattform in denen die User ausgewählte Augenblicke mit anderen teilen, was wirklich hinter einem Bild steckt weiss niemand. Wie auch? Ich könnte ein strahlend lächelndes Bild von mir posten und gleichzeitig todunglücklich sein und niemand würde je die Wahrheit erfahren.

Ich bereue nicht das ich früher andere Prioritäten gesetzt habe, zu diesem Zeitpunkt im Leben erschien mir das eben wichtig, heute haben einfach ganz andere Dinge in meinem Leben Vorrang und ich habe andere Interessen entwickelt und ich bin dankbar zu sagen das mein Leben heute erfüllter ist als noch vor wenigen Jahren 🙂

9 Antworten zu “Real Talk #1

  1. Echt witzig. Ich finde, dass du dich „heute“ eher dem älteren Aussehen „wieder“ angenähert hast. Das meine ich insgesamt natürlich nur positiv – nicht dass du es falsch verstehst 😜

    Cool finde ich, wie du damit umgehst. Letztlich ja auch ein bisschen selbstkritisch… Das kann nicht jede/r.

    Und total niedlich geschrieben. Hat Spaß gemacht, es zu lesen 👍

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  2. Hallo Nicole,

    das ist ein sehr gut nachvollziehbarer, authentisch wirkender Teil Deines Lebensweges, an dem Du Deine Leser teilhaben lässt. Das finde ich sehr stark. 🙂

    Liebe Grüße, Jo 🙂

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