Cowspiracy

Guten Abend Ihr Lieben,

vor kurzem hatte ich das Vergnügen den Film Cowspiracy im Spielboden in Dornbirn anzusehen. Dieser Film ist Teil einer Filmserie, welche vom VGT (Verein gegen Tierfabriken) veranstaltet wird und hat mich seit ich ihn Anfang Februar gesehen habe einfach nicht mehr los gelassen. Für mich war er einer der informativsten Filme die ich seit langem gesehen habe und deshalb musste ich einfach einen Beitrag darüber schreiben. Ich wünschte Filme wie diese würden in Schulen oder im Samstag-Abend Programm ausgestrahlt werden, aber beginnen wir von vorne:

Cowspiracy ist ein Wortspiel zwischen Cow (Kuh) und Conspiracy (Verschwörung) und ist ein Dokumentarfilm aus dem Jahr 2014, produziert von Kip Andersen und Keegan Kuhn.

Die Dokumentation handelt allerdings nicht – wie der Name vielleicht vermuten mag – lediglich von der Kuh- und Milchwirtschaft sondern generell von der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung und das genau jene das grösste Umweltproblem unserer Zeit ist. Eine Liste mit Statistiken die kontinuierlich aktualisiert wird findet ihr auf www.cowspiracy.com/facts.

Ihr fragt euch nun vielleicht warum über das Thema, das die Nutztierhaltung das grösste Umweltproblem ist, so wenig berichtet wird. Genau jene Frage hat sich Kip Andersen auch gestellt und ging dieser Tatsache auf den Grund.

Kip Andersen zeigt uns am Anfang des Filmes wie er aufgewachsen ist und das ihm unser Planet schon immer am Herzen lag. Er spart Wasser in dem er immer nur kurz duscht, fährt Fahrrad, trennt Müll, schaltet das Licht aus wenn er einen Raum verlässt und verwendet Energiesparlampen. Eines Tages stösst er jedoch auf Facebook auf einen Bericht der beinhaltet dass die steigenden Viehbestände weltweit mehr Treibhausgase verursachen als der gesamte globale Transportsektor. Verkehrsmittelabgase sind für 13% aller Treibhausgasemissionen verantwortlich, Nutztiere und deren Nebenprodukte jedoch für 51%. Offizielle Stellen wie die Welternährungsorganisation (FAO), die Nasa oder die amerikanische Umweltschutzbehörde (EPA) hielten in vielen Berichten fest das die Nutztierhaltung als Hauptursache für den Treibhauseffekt gilt. Warum ist diese Tatsache also so wenig bekannt?

Diese These klingt unglaublich und ist zeitgleich erschreckend real. Auf der Suche nach Antworten versucht Kip monatelang von zahlreichen Umweltschutzorganisationen (Greenpeace, Sierra Club, WWF…) eine Antwort auf seine Frage zu bekommen, da keine einzige Organisation dieses Problem auf deren Webseiten adressiert. Kip schreibt E-Mails, telefoniert, recherchiert – bis es ihm reicht und er persönlich die Organisationen aufsucht. Ganz eindrücklich war für mich die Reaktion von Greenpeace – die für mich bekannteste Organisation – welche ihn gleich mehrmals abwiesen mit „Man könne ihm nicht weiterhelfen“. Ich war etwas fassungslos und ich glaube das war jene Stelle an der mich der Film so richtig gepackt hat.

Etwas später führt Kip ein Interview mit einer Vertreterin eines grossen amerikanischen Nutztierverbandes und er spricht sie offen darauf an ob die Milch- und Fleischindustrie Non Profit Umweltorganisationen unterstützt. Sichtlich nervös äussert sie sich das sie nicht weiss ob sie diese Frage kommentiere möchte. Doch Kip gibt nicht auf und fragt diesmal konkreter nach ob je Spenden an Greenpeace geflossen sind. Die Dame lacht leicht gequält: „Auch hier, ich weiss nicht ob ich…“ Das Interview wird darauf hin abgebrochen.

Für grosse Organisationen die auf Spenden angewiesen sind ist es offensichtlich ein zu grosses Problem die Menschen mit dem Lösungssatz „Reduzierung des Fleischkonsums“ zu konfrontieren.

Der renommierte Autor Michael Pollan äusserte sich folgendermassen dazu:

„Sie halten es wohl für politisch unklug. Sie finanzieren sich ja durch Spenden ihrer Mitglieder. Wollen sie die Leute vom Fleischkonsum abhalten, gefährdet das die Spendenbereitschaft.“

Kommen wir aber nun mal zu ein paar Fakten um die Dringlichkeit dieses Themas genauer darzustellen. Die Quellenangaben zu den Fakten findet ihr alle auf der bereits oben genannten Homepage von Cowspiracy unter Facts:

  • Kühe produzieren jeden Tag 568 Milliarden Liter Methan
  • Methan hat ein Erderwärmungspotenzial das 86 mal höher ist als CO2, gemessen in einem Zeitrahmen von 20 Jahren
  • Für Emissionen aus der Landwirtschaft ist bis 2050 eine Steigerung von 80% prognostiziert

Wie sieht es mit dem Land aus?

  • 1/3 der nicht vereisten freien Landfläche wird für Vieh- und Viehfutterproduktion eingenommen
  • Vieh bedeckt 45% der Erdoberfläche
  • Viehzucht ist die Hauptursache für Artensterben, Todeszonen in den Weltmeeren, Wasserverschmutzung und Lebensraumzerstörung

Wie sieht es mit den Meeren aus?

  • ¾ der weltweiten Fischbestände sind ausgenutzt und aufgebraucht
  • 2048 könnten wir erstmals komplett leer gefischte Meere erleben
  • 81-90 Millionen Tonnen Fisch werden jedes Jahr aus den Meeren gezogen
  • 2.7 Billionen Tiere werden jedes Jahr aus den Meeren gezogen, das bedeutet für ca. ein halbes Kilo Fangfisch werden bis zu 2.26 kg Meerestiere unbeabsichtigt gefangen, getötet und entsorgt
  • Wissenschaftler schätzen das bis zu 650.000 Wale, Delphine und Seehunde jedes Jahr durch Fischereifahrzeuge getötet werden, 40-50 Millionen Haie sterben durch Angelschnüre und Fischnetze

Wie sieht es mit dem Regelwald aus?

  • Viehzucht ist für 91% der Zerstörung des Amazonas verantwortlich
  • Hauptgrund für die Zerstörung: Viehzucht und Anbau von Futterpflanzen
  • Jeden Tag sterben bis zu 137 Pflanzen- Tier und Insektenarten durch diese Vernichtung aus
  • 55 Millionen Hektar wurden bis jetzt für Viehzucht gerodet, 10.6 Millionen Hektar für die Palmölproduktion
  • 1.100 Landaktivisten wurden in den letzten 20 Jahren in Brasilien ermordet

Wie sieht es mit der Abfallproduktion aufgrund der Nutztierhaltung aus?

  • Pro Minute werden über 3 Millionen Kilogramm Kot von Tieren produziert die in den USA für Lebensmittel gezüchtet werden (Fische aus Aquakulturen ausgenommen)
  • Eine Farm mit 2.500 Milchkühen produziert genauso viel Müll wie eine Stadt mit 411.000 Einwohnern

Wie sieht es mit dem Wasserverbrauch aus?

  • Durch Fracking wird 265-530 Milliarden Liter jährlich verbraucht
  • Durch landwirtschaftliche Nutztierhaltung wird jedoch ca. 129-287 Billionen Liter verbraucht
  • In den USA wird 80-90% des amerikanischen Wasserverbrauchs für die Landwirtschaft verwendet, davon verbraucht der Anbau von Futterpflanzen für die Nutztiere 55% des Wassers
  • Um 450 g Rindfleisch zu produzieren sind 9.463 Liter Wasser notwendig
  • Um 450 g Eier zu produzieren werden 1.800 Liter Wasser benötigt
  • Um 450 g Käse herzustellen fast 3.400 Liter Wasser


Wie sieht es mit dem Lösungsansatz Umstieg auf Wind- und Solarenergie aus?
Die Umstellung würde 20 Jahre(+) dauern und grob geschätzt 43 Billionen Dollar kosten. Selbst ohne fossile Brennstoffe werden wir unsern 565 Gigatonnen CO2 Grenzwert im Jahr 2030 überschreiten – ausschliesslich aufgrund der Viehzucht.

Würden wir die Methan-Emissionen jedoch reduzieren würde dies sehr schnell eine messbare Verbesserung aufweisen.

All diese Fakten (ich habe gar nicht alle aufgezählt) kommen im Laufe des Films zum Vorschein ohne jedoch mahnend oder gar belehrend zu wirken. Immer wieder werden verschiedene Personen/Experten zu diesem Thema befragt, unter anderem auch Howard Lymann, ehemals Farmer mit einer riesen Rinderfarm in Montana. Bekannt wurde er vor allem bei seinem Auftritt in der Oprah Winfrey Show im Jahr 1996 als er vor laufender Kamera über Rinderwahnsinn sprach. Daraufhin wurde er von der National Cattlemens Beef Assosciation verklagt:

Lyman dazu:

„Ich habe in der Show nichts gesagt, was ich für unwahr hielt. Es hat 5 Jahre gedauert und mich 100.000de von Dollar gekostet um mich aus der Verfolgung der Viehwirtschaft zu befreien. Wenn man heutzutage die Wahrheit sagt kann man verklagt werden, weil man die Profite der Viehindustrie dadurch schmälert.“

Andersen fragt ihn daraufhin ob er glaubt das er sich wegen seiner Dokumentation Sorgen machen sollte.

„Natürlich, wenn du bis jetzt noch nicht realisiert hast das dich diese Dokumentation Kopf und Kragen kosten kann schmeisst du am besten die Kamera sofort weg.“

Ebenso eindringlich und schockierend fand ich die Aussage von Will Potter, einem preisgekrönten freien Journalisten mit dem Kip ebenso ein Gespräch führte:

„Die Viehwirtschaft ist eine der mächtigsten Industrien der Welt. Viele wären schockiert wenn sie wüssten das beim FBI Tierrechts- und Umweltschutzorganisation auf der Liste der terroristischen Bedrohung ganz oben stehen“.

Hier auch noch das Video dazu (leider ebenso nur auf Englisch)

Zu diesem Zeitpunkt bekommt Kip tatsächlich Bedenken, ja sogar Angst und er fährt nach Hause um sein Filmmaterial zu sichern. Er wusste bereits das in Brasilien Umweltaktivisten aufgrund ihrer Arbeit ermordet wurden aber diese Bedrohung erschien ihm in der USA sehr weit weg. Erst Will Potter führte ihm vor Augen wie risikoreich seine Arbeit wirklich war. Schlussendlich wurde ihm aber bewusst das dieses Thema weit wichtiger war als seine Ängste und Bedenken.

Für alle die der Film interessiert verlinke ich ihn euch gerne. Auf YouTube habe ich ihn nicht in voller Länge gefunden, allerdings bin ich auch der Meinung das solche Filme und der Mut alleine so einen Film zu machen unterstützt gehören, genauso wie Earthlings etc. 🙂

Quellen:
http://www.cowspiracy.com
https//istdasvegan.eu/2016/08/die-fakten-zum-film-cowspiracy/
http://www.tagesanzeiger.ch/leben/gesellschaft/Die-Verschwoerung-der-Fleischesser-/story/12821568

 

 

4 Antworten zu “Cowspiracy

  1. Hej Anke!
    Viiiieeelen Dank für den Beitrag!
    Super gut geschrieben und extrem informativ!

    Eigentlich macht es einen traurig und wütend. Doch müssen viel mehr Menschen mit diesen massiven Problemen konfrontiert werden…

    Den Film muss ich unbedingt weiter bekannt machen. Vielleicht hilft es ja den Menschen, den dringend notwendig Turnaround hinzubekommen!!

    LG Andreas

    Gefällt 1 Person

  2. Das ist wirklich eine tolle Doku. Ich finde es auch klasse, dass Netflix die bei sich anbietet. Noch schöner wäre so eine Sendung ja mal im normalen Fernsehen, wo evtl. auch Menschen, die sich sonst nicht mit sowas beschäftigen drauf stoßen könnten.

    Gefällt 2 Personen

    • Hallo liebe Sue,
      ja ich sehe das genau so wie du, ich denke viele wissen gar nicht wie schlecht es wirklich um unseren Planeten steht, einfach weil Filme wie dieser nicht im öffentlichen TV gezeigt werden.

      Gefällt 2 Personen

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